Kostenarten bezeichnen die Hauptkategorien der anfallenden Kosten im Unternehmen. Diese werden i.d.R. in einem Kostenartenplan gegliedert.
Die ermittelten Kostenarten stellen den Ausgangspunkt bzw. die erste Stufe der Kostenrechnung – die sogenannte Kostenartenrechnung – dar.
Im nachfolgenden Text wird an einem Beispiel die Kostenarten und die Kostenartenrechnung dargestellt.
Die einzelnen Kosten beim Produktionsprozeß oder bei der Erbringung der Dienstleistung werden systematisch in Kategorien zusammengefasst. Diese Kategorien werden als Kostenarten bezeichnet.
Zielsetzung der Kostenartenermittlung ist:
Bildung der Kostenarten erfolgt:
Für jeden Betrieb ist eine individuelle Bildung der Kostenarten vorzunehmen. Bei Produktionsbetrieben unterscheiden sich die Kostenarten wesentlich von Handelsbetrieben oder Dienstleistungsunternehmen.
Im Rechnungswesen haben sich kostenpläne etabliert, beispielsweise der IKR (Industriekontenrahmen)
Der Erfolg eines jeden Unternehmens bemisst sich am Gewinn. Dieser ermittelt sich aus der Differenz der Umsatzerlöse und den Kosten. Somit sind wir schon beim Begriff der „Kosten“.
Definition Kosten
Kosten sind der in Geldeinheiten bewertete Verbrauch von Produktionsfaktoren, welche zur Erbringung der betrieblichen Leistung notwendig sind.
Ausgangspunkt für die Kostenartenrechnung sind die ermittelten Kostenarten.
Praktisches Beispiel
Die Möbelschreiner Mustermann OHG erzielte im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 800.000 Euro. Nach Abzug der angefallenen Kosten verblieb ein Überschuss von 120.000 Euro.
Das Unternehmen beschäftigt neben dem Inhaber vier Mitarbeiter. Es verfügt über eine eigene Werkstatt mit Maschinen sowie einen LKW und einen PKW.
Eine detaillierte Buchführung wurde bisher nicht erstellt, der Gewinn wurde durch eine Einnahme-Überschuss-Rechnung ermittelt.
Einnahme-Überschussrechnung
Umsatzerlöse 800.000 Euro
Ausgaben
Materialeinkauf 300.000 Euro
Lohnkosten mit Sozialbeiträgen 240.000 Euro
Abschreibungen 60.000 Euro
Sonstige Kosten 80.000 Euro
Überschuss 120.000 Euro
Kostenartenrechnung
Die Kostenartenrechnung ist der erste Schritt um die Kosten aussagefähiger zu machen. Ziel ist die Erfassung und Systematisierung der Gesamtkosten. Voraussetzung für die Kostenartenrechnung ist, dass ein Kontenrahmen mit den einzelnen Kostenkonten besteht. Die anfallenden Kosten sind jedem Kostenartenkonto direkt zuzuordnen.
Um eine aussagefähige Kostenartenrechnung aufzubauen, eignet sich anschaulich das Modell eines Schranks. Dieser enthält verschiedene Fächer, diese einzelnen Fächer sind wiederum untergliedert in Schubladen.
Der Kostenschrank könnte wie folgt aussehen:
Kostenschrank |
||||
Fach |
Materialkosten |
Personalkosten |
Betriebsmittelkosten |
Sonstige Kosten |
Schublade |
Rohstoffkosten |
Zeitlohn |
Abschr. Gebäude |
Bürokosten |
Schublade |
Betriebsstoffkosten |
Akkordlohn |
Abschr. Maschinen |
Energiekosten |
Schublade |
Hilfsstoffe |
Gehälter |
Reparaturkosten |
Mieten |
Schublade |
Bezogene Waren |
… |
… |
… |
Schublade |
Bezogene Dienstleistungen |
|
|
|
Schublade |
… |
|
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Materialaufwand
Das erste Fach im Kostenschrank ist der Materialaufwand. Die Kontenklassen in diesem Fach orientieren sich an den Materialaufwendungen einer Möbelschreinerei.
Um die Möbel herzustellen bedarf es folgender Materialien:
Untergliederung des Materialaufwands in einzelne Kostenarten
Materialaufwand |
|||
Rohstoffe |
Betriebsstoffe |
Hilfsstoffe |
Bezogene Fremdprodukte |
Holzbalken |
Schmiergelpapier |
Leim |
Scharniere |
Holzbretter |
Öle |
Schrauben |
Dekoleisten |
Glas |
Bohrer |
Nägel |
Griffe |
… |
… |
Lacke und Farben |
… |
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|
… |
|
Der Kontenplan der Möbelschreinerei Mustermann könnte hier wie folgt aussehen:
Kontenklasse 6 Betriebliche Aufwendungen (Anlehnung an IKR)
Konten für Materialaufwand
60 Roh-, Betriebs- und Hilfsstoffe
601 Rohstoffe
602 Betriebsstoffe
603 Hilfsstoffe Glas
Personalaufwand
Das zweite Fach im Kostenschrank befasst sich mit den Personalkosten. Bei der Möbelschreinerei sind neben dem Inhaber noch weiter vier Mitarbeiter beschäftigt.
Die Personalkosten bestehen aus folgenden Einzelpositionen:
Personalaufwand |
|||
Löhne |
Gehälter |
Sozialkosten |
Zusatzkosten |
Tarif-Lohnkosten |
Geschäftsführergehalt |
Arbeitgeberanteil KV, RV, AV |
Krankengeld |
Überstundenlohn |
Angestelltengehälter |
Berufsgenossenschaft |
Urlaubsgeld |
Übertarifliche Löhne |
|
|
Weihnachtsgeld |
… |
… |
… |
… |
Konten für Personalaufwand
620 Lohnkosten
621 Gehälter
622 Arbeitgeberanteil Sozialkosten
623 Zusatzkosten
Betriebsmittelaufwand
Um eine Leistung erbringen zu können bedarf es weiterer Aufwendungen. Diese Leistungen sind die Betriebsmittel. Betriebsmittel fließen nicht unmittelbar in das fertige Produkt, sie sind jedoch notwendig um das Produkt herzustellen.
Betriebsmittel sind:
Die Kosten die in den Fertigungsprozess einfließen, ergeben sich aus den Abschreibungen auf diese Betriebsmittel. Die Abschreibungskosten können aus einer linearen Abschreibung oder einer degressiven Abschreibung ermittelt werden.
Für die Möbelschreinerei lassen sich die Betriebsmittel wie folgt darstellen:
Betriebsmittel |
||||
Gebäude |
Maschinen |
Werkzeuge |
Büro |
Fuhrpark |
Werkstatt |
Bandsäge |
Hammer |
Büroausstattung |
LKW |
Bürogebäude |
Hobelbank |
Akku-Schrauber |
… |
PKW |
… |
… |
… |
|
… |
Konten für Betriebsmittelaufwand
Abschreibungen
630 Abschreibungen auf Gebäude
631 Abschreibungen auf Maschinen
632 Abschreibungen auf Werkzeuge
633 Abschreibungen auf Büroausstattung
634 Abschreibungen auf Fuhrpark
Sonstige Kosten
Unter den „Sonstigen Kosten“ versteht man alle zusätzlichen Kosten. Sie fließen nicht direkt in den Produktionsprozess ein, auch unterliegen sie keinen Abschreibungen.
Sonstige Kosten sind:
S
· Beiträge Verbände (IHK, Handwerkskammer usw.)
· Steuerberaterkosten
· Werbekosten
· Bewirtungskosten
· etc.
Für die Möbelschreinerei könnte sich folgende Einteilung ergeben:
Sonstige Kosten |
|||
Energiekosten |
Betriebliche Kosten |
Werbekosten |
Weitere Kosten |
Stromkosten |
Reparaturkosten |
Annoncen |
Versicherungen |
Benzinkosten |
Materialkosten Büro |
Messeausstellungen |
Zinsen |
Heizungskosten |
… |
… |
Steuerberatung |
… |
|
|
Bewirtung |
|
|
|
… |
Kontenklasse 6
Sonstige Kosten
640 Energiekosten
641 Betriebliche Kosten
642 Werbekosten
643 Weitere Kosten
Der gesamte Kontenrahmen für die Kosten der Möbelschreinerei sieht wie folgt aus
Kontenklasse 6 |
||
Materialaufwand |
60 Roh-, Hilfs-, Betriebskosten
61 bezogene Fertigteile |
601 Rohstoffe 602 Betriebsstoffe 603 Hilfsstoffe |
Personalaufwand |
|
620 Löhne 621 Gehälter 622 Arbeitgeberanteil Sozialkosten 623 Zusatzkosten
|
Betriebsmittelaufwand |
63 Abschreibungen |
630 Abschreibungen auf Gebäude 631 Abschreibungen auf Maschinen 632 Abschreibungen auf Werkzeuge 633 Abschreibungen auf Büroausstattung 634 Abschreibungen auf Fuhrpark |
Sonstige Kosten |
|
640 Energiekosten 641 Betriebliche Kosten 642 Werbekosten 643 Weiter Kosten
|
Der Kontenrahmen der Möbelschreinerei ist nicht abschließend. Wenn neue Kontenklassen notwendig sind können diese eingeführt werden.
Vorteile der Kontenartenrechnung
Wenn die einzelnen Kosten in die einzelnen Kontenarten notiert oder verbucht werden, erhält man eine deutliche Übersicht wo und in welcher Höhe die Kosten anfallen.
Darstellung der ursprünglichen Einnahme-Überschussrechnung der Möbelschreinerei:
Umsatzerlöse 800.000 Euro
Ausgaben
Materialeinkauf 300.000 Euro
Lohnkosten mit Sozialbeiträgen 240.000 Euro
Abschreibungen 60.000 Euro
Sonstige Kosten 80.000 Euro
Überschuss 120.000 Euro
Wenn man nun die einzelnen Kostenblöcke in die einzelnen Kontenarten der Kontenklasse 6 aufteilt, erhält man einen viel genaueren Überblick auf den Unternehmenserfolg.
Neue Einnahme –Überschussrechnung
Umsatzerlöse |
800.000 |
|
|
Materialaufwand · Rohstoffkosten 150.000 · Betriebsstoffkosten 20.000 · Hilfsstoffkosten 50.000 · Bezogene Fremdprodukte 80.000 |
300.000
|
Personalaufwand · Löhne 140.000 · Gehälter 50.000 · Arbeitgeberanteil Sozialvers. 40.000 · Zusatzkosten 10.000 |
240.000 |
Betriebsmittelaufwand · Abschreibungen auf Gebäude 20.000 · Abschreibungen auf Maschinen 15.000 · Abschreibungen auf Werkzeuge 5.000 · Abschreibungen auf Büroausstattung 5.000 · Abschreibungen auf Fuhrpark 15.000 |
60.000 |
Sonstige Kosten · Energiekosten 40.000 · Betriebliche Kosten 20.000 · Werbekosten 15.000 · Weiter Kosten 5.000 |
80.000 |
|
|
Überschuss |
120.000 |
Die Kostenartenrechnung macht die Einnahme-Überschussrechnung viel aussagefähiger. Es wird ersichtlich wie sich die einzelnen Kostenblöcke aufteilen.
Rohstoffquote = x 100 = x 100 = 18,75 %
So kann man für jede einzelne Kostenart eine Quote berechnen.
(Siehe hierzu die Exeltabelle)
Beurteilungsmöglichkeiten
Zeitliche Beurteilung
Wenn man mehrere Jahre miteinander vergleicht kann man die einzelnen Kostenquoten miteinander beurteilen.
Beispie:
Rohstoffquote im letzten Bilanzjahr 18,75 %
Rohstoffquote im Jahr davor 15,52 %
Die Rohstoffquote hat sich gegenüber dem Jahr davor um 3,23 % erhöht. Diese Abweichung ist ungewöhnlich hoch.
Ursachen hierfür könnten sein:
· hoher Verschnitt
· neue Möbel mit niedrigerem Einsatz von Rohstoffen
· Diebstahl durch Mitarbeiter
Branchenvergleich
Vergleicht man die Branchenwerte mit den einzelnen Quoten, können Aussagen über die Produktivität des Unternehmens gemacht werden.
Beispiel:
Die Lohnquote der Möbelschreinerei ist x 100 = 17,50 %
Die Lohnquote im Branchenvergleich liegt bei 12,5 %
Die Differenz von 5 % zeigt, dass das Unternehmen deutlich zu hohe Lohnkosten hat. Entweder zahlte das Unternehmen zu hohe Löhne oder die Mitarbeiterzahl ist zu hoch.
Alle Erfolgskennzahlen machen einen Branchenvergleich möglich. Somit können Schwachpunkte im direkten Branchenvergleich sofort erkannt werden.
Fazit
Eine Kostenartenrechnung sollten auch kleine und mittelständige Unternehmen einführen. Auch wenn es mit mehr Arbeitsaufwand verbunden ist, dürfte der Erfolg schnell sichtbar werden. Der Unternehmenserfolg lässt sich viel genauer beurteilen. Die Schwachpunkte im Unternehmen sind direkt erkennbar, aber auch die positiven Aspekte.
Die Kostenarten und deren Konten muss jedes Unternehmen individuell auf die eigenen Bedürfnisse zuschneiden. Ausgehend von dem IKR bietet das Modell des Kostenschranks ein gutes Modell für die Erstellung des betriebseigenen Kontenklassen-Plans.
Die Kostenartenrechnung ist die Grundlage für eine weitere Differenzierung der Kosten in variable und fixe Kosten. Ebenso ist sie die Basis für die Kostenträgerrechnung.