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Risiken im Saarhandwerk durch Rohstoffpreissteigerungen

Die Preissteigerungen der Rohstoffe, der Vorprodukte und der Energiepreise treffen die Wirtschaft sehr stark, dies gilt auch für die Handwerksbetriebe im Saarland und Trier. Einige Wirtschaftsexperten erwarten sogar eine Zunahme der Firmeninsolvenzen wegen dieser Situation.

Was können die Handwerksbetriebe tun, um mit den Risiken der Preiserhöhungen der Rohstoffe klar zu kommen.

Ursachen der Preissteigerungen bei Rohstoffen und Energie

Die Preissteigerungen für Rohstoffe in 2021 waren extrem und bleiben auch weiterhin ein zentrales Thema für die Wirtschaft und die Handwerksbetriebe.

Exemplarisch ist die Preisentwicklung im Holzbereich, hier ein Chart der Holzpreise in 2021

Quelle: finanzen.net

Auch die Preise für Energie, z.b. Preise für Gas, Strom und Öl, sind seit Sommer zunehmend gestiegen. Mit weiteren Preissteigerungen ist zu rechnen.

 

Was sind die Ursachen :

 

Nachholeffekt wegen Corona

 

Die Corona-Pandemie hat sich wirtschaftlich sehr negativ ausgewirkt. Die Nachfrage war stellenweise regelrecht eingebrochen, insbesonders in Bereichen mit hohem Kundenkontakt. Mittlerweile spielt die Pandemie keine so große Rolle mehr, und die Nachfrage hat wieder deutlich angezogen. Um diesem Kundenverhalten gerecht zu werden, produzieren die Unternehmen wieder mehr. Das führt dazu, dass auch die Nachfrage nach Rohstoffen wieder stark zunimmt. Insbesondere die Nachfrage nach Rohstoffen in China und den USA wirkt sich sehr stark auf dem Weltmarkt aus.

 

Lieferkettenunterbrechungen

 

Corona hat indirekt auch Auswirkungen auf den Transportbereich. Vielfach wurden Containerschiffe nicht planmäßig abgefertigt und stauten sich in Häfen. Bei Containerschiffen gab es auch schon vor Corona die Situation, dass viele Reedereien aufgrund niedriger Frachtraten unrentable Schiffe ausrangiert hatten. Diese fehlen nun, bis neue Schiffe fertigstellt werden dauert es eine zeitlang. Das Geschäft mit Containerschiffen ist ein sehr antizyklisches Segment.

 

Fehlende Vorprodukte

 

Dies gilt insbesondere für Chip-Produkte. In Zeiten zunehmender Digitalisierung der Produkte werden immer mehr Chips sowie weitere elektronische Vorprodukte benötigt. Wegen Corona wurden Produktionskapazitäten in Asien und anderen Produktionsländern stillgelegt oder runtergefahren.

Was Chip für die Industrie ist sind Vorprodukte für Handwerksbetriebe. Hier besteht dennoch das gleiche Dilemma, verschiedene Vorprodukte sind nicht in ausreichender Menge zu bekommen, und die es gibt sind teuer.

 

Energiepreise

 

Gas und Öl haben sich seit Sommer extrem stark verteuert, dies gilt insbesonders für Gas. Aber auch die Strompreise sind stark gestiegen, und mit einer weiteren Steigerung ist zu rechnen. Die Ursachen hierfür sind einerseits die zunehmende Nachfrage, klimatische Bedingungen und  die Lieferkettenmisere.

Die wieder anziehende Wirtschaft führt zu einer starken Nachfrage der Energie. Stahl- und Chemieunternehmen benötigen für die Produktion viel Energie. Deren starke Auslastung führt zu einem stark gestiegenen Nachfragedruck. Aber auch Bereiche wie Mobilität, Tourismus und Logistik benötigen wieder verstärkt Öl und Gas.

Die zunehmende Elektromobilität führt ebenfalls zu einer höheren Stromnachfrage. Gerade diese wird sich auch zukünftig preissteigernd auswirken, da die benötigte Strommenge stark steigen wird.

 

Der Klimawandel hat in 2021 seine Spuren hinterlassen. Schwächere Winde und weniger Sonne führten dazu, dass weniger Wind- und Solarenergie erzeugt wurden. Gas- und Kohlekraftwerke mussten diese Lücke ausgleichen.

Die politisch gesteuerten Preise für CO2-Zertifikate dürften in der Zukunft weiter steigen und die Energiepreise weiter erhöhen. Sollte ein kalter Winter kommen, ist mit weiteren Preissteigerungen im Energiesegment zu rechnen.

 

Die Lieferengpässe führten ebenfalls zu einer Verknappung von Energierohstoffen wie ÖL, Gas und Kohle. Die Transportkapazitäten im Bereich der Schifffahrt, der Bahn und der LKW´s sind vollkommen ausgelastet. Eine Besserung ist vorerst nicht in Sicht.

 

Die Handwerksbetriebe benötigen für ihre Leistungserbringung zwar nicht so viel Energie wie anderweitige Industriezweige, jedoch merken auch sie die gestiegenen Energiekosten.

 

All diese Faktoren führten dazu, dass die Rohstoffe sich verknappen und somit zu einem deutlichen Preisanstieg führten und führen.

Maßnahmen der Handwerksbetriebe zur risikominimierung

Die Handwerksbetriebe im Saarland und Trier leiden wie alle Unternehmen unter diesen Bedingungen. Die Folgen der Pandemie konnten große Bereiche im Handwerksbereich ohne größere Probleme überstehen. Insbesondere in der Baubranche und bauähnlichen Branchen, wie Klemptnereien, Dachdeckerbetriebe, Sanitärunternehmen, waren größere Einbrüche nicht festzustellen.

 

Jetzt nach der Corona-Zeit merken aber alle Handwerksbetriebe den Aufschwung und möchten diesen aktiv mitgestalten. Die Unternehmen haben volle Auftragsbücher und haben jetzt das Dilemma, dass die vorhandenen Rohstoffe und Vorprodukte extrem teuer geworden sind. Und hieraus ergeben sich viele Risiken.

 

Die zentralen Risiken sind:

-Verzögerungen bei Auftragsdurchführung

-Kurzarbeit in besonders betroffenen Handwerksbetrieben

-Gewinnrückgänge wegen fehlender Kostenweitergabe

-Insolvenzrisiko

 

Um diesen Risiken zu entgehen, insbesondere dem Insolvenzrisiko, müssen die Handwerksbetriebe besondere Maßnahmen ergreifen.

 

Risikomindernde Maßnahmen

 

Preissicherung bei der Anschaffung

 

Statt bisher flexibel bei der Anschaffung der benötigten Produkte und Rohstoffe zu verfahren, können Preissteigerungen durch langfristige Preisbindungen verringert werden. Die Maxime lautet dabei, die benötigte Rohstoffmenge bzw. Vorprodukte für einen längeren Zeitraum jetzt schon zu kaufen bzw. den Preis fixieren. Hierdurch können Preissteigerungen während diesem Zeitraum eleminiert werden.

 

Diese Vorgehensweise birgt aber auch gewisse Risiken. Sinken die Rohstoffpreise wieder, erleiden die Betriebe Verluste wegen der Preisbindung bei der Beschaffung. Preisweitergaben an Kunden gehen dann voll zu Lasten der Handwerksbetriebe. Die Preisbindungsstrategie muss daher sorgfältig geplant und umgesetzt werden. Viele Handwerksbetriebe besitzen dieses Know-how nicht und können hiervon nicht profitieren.

Bei bestimmten Produkten kann eine Preisbindung nicht durchgeführt werden. Handwerksbetriebe in diesen Segmenten können Preissteigerungen somit nicht eliminieren.

 

Kurze Angebotsbindungsfristen

 

Werden Angebote abgegeben, können die Bindungsfristen sehr kurz gehalten werden. Preissteigerungsrisiken während dieser Angebotsfrist können somit etwas reduziert werden. Nimmt der Kunde innerhalb dieser verkürzten Annahmefrist das Angebot an, können die Materialien zu dem kalkulierten Preis schneller angeschafft werden.

 

Preisanpassungsklauseln

 

Gerade bei größeren und längerfristigen Projekten empfiehlt sich eine sogenannte Preisanpassungsklausel.  Die besagt, dass die Angebotspreise sich den Beschaffungskosten anpassen. Steigen die Rohstoffpreise führt dies automatisch zu einer entsprechenden Angebotspreiserhöhung. Mit diesem flexiblen Instrument lassen sich viele Risiken von Preissteigerungen bei Rohstoffen und Energie ausschließen. Handwerksbetriebe mit kurzfristigen Aufträgen können diese jedoch nur in geringem Maße einsetzen, dennoch empfiehlt sich diese Klausel generell einzusetzen und dem Interessenten so auch mitzuteilen.

 

Eigene Stromerzeugung

 

Um vom Strom unabhängiger zu werden, sollten Handwerksbetriebe mit eigenen Gebäuden die Anschaffung einer Photovoltaikanlage erwägen. Sie tun dann nicht nur was fürs Klima sondern auch für den eigenen Geldbeutel. Der erzeugte Strom reduziert die Stromkosten.

 

 

Fazit:

 

Die Handwerksbetriebe sind sehr stark von den Preissteigerungen von Rohstoffen oder Vorprodukten betroffen. Umso wichtiger ist es, dass die Betriebe dieser Entwicklung mit geeigneten Maßnahmen entgegentreten. Somit verringern sie ihr finanzielles Risiko.

Wer nichts unternimmt läuft Gefahr finanziellen Schaden zu erleiden bis hin zur Insolvenz.

 

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