Die Preisfindung ist ein sehr wichtiger Vorgang im Unternehmen. Um den Verkaufspreis exakt berechnen zu können, bedarf es des Kalkulationsschemas. Hierbei werden alle relevanten Faktoren berücksichtigt.
Kalkulation
Aufbau des Artikels:
Warum ist die Kalkulation wichtig
Für den Erfolg von Unternehmen ist es sehr wichtig, den richtigen Verkaufspreis am Markt zu erzielen. Oftmals wird der Fehler gemacht, dass der Verkaufspreis nur geschätzt wird. Ein Verkauf von Gütern und Dienstleistungen zu diesem geschätzten Preis kann fatale Folgen haben, bis hin zur Insolvenz.
Gerade Unternehmensgründer verfügen oftmals nur über geringe Marktkenntnisse, und bieten die Güter bzw. Leistungen zu Preisen an, die entweder überhöht oder zu niedrig sind. Im ersten Fall ist die Nachfrage sehr gering, im zweiten Fall droht die Unternehmensgründung zu scheitern.
Um langfristig Erfolg zu haben, muss eine genaue Preiskalkulation erfolgen. Aufgabe der Kalkulation ist es sämtliche Kosten zu berücksichtigen. Daneben ist ein angemessener Gewinnzuschlag einzubeziehen. Die Kalkulation muss aber auch die üblichen Marktpreise berücksichtigen. Nur wenn der Angebotspreis in etwa den Marktpreisen entspricht, kann das Unternehmen erfolgreich agieren.
Besonderheiten gelten bei Spezialprodukten, oder wenn nur wenige Konkurrenzanbieter im Markt sind.
Arten der Kalkulation
"Die Kalkulation" gibt es nicht. Es muss immer unterschieden werden in welchem Segment das Unternehmen tätig ist. Hier können folgende Segmente
unterschieden werden:
Handel
Fertigung
Dienstleistung
In diesem Mustertext wird nur die Kalkulation für den Handel dargestellt.
Je nach Ausgangspunkt unterscheidet man zwischen Rückwärtskalkulation und Vorwärtskalkulation.
Bei der Rückwärtskalkulation ist der Verkaufspreis vorgegeben.
Bei der Vorwärtskalkulation ist der Einkaufspreis fix vorgegeben.
Rückwärtskalkulation
Im Handel wird sehr oft rückwärts kalkuliert. Das bedeutet, dass man von einem gegebenen Verkaufspreis (Marktverkaufspreis) ausgeht. Die Frage ist, zu welchem Preis kann man höchstens einkaufen.
Es gilt der Grundsatz: "Der Gewinn liegt im Einkauf:"
Eine Beispielskalkulation sieht wie folgt aus. Der Verkaufspreis beträgt 1.190,00 Euro, ermittelt wird der Einkaufspreis.
Bruttoverkaufspreis | 1190,00 | 119% | |
(-) Umsatzsteuer % | 19 | 190,00 | |
(=) Nettoverkaufspreis | 1000,00 | 100% | |
(-) Kundenrabatt % | 5 | 50,00 | |
(=) Zielverkaufspreis | 950,00 | 100% | |
(-) Kundenskonto % | 2 | 19,00 | |
(=) Barverkaufspreis | 931,00 | 125% | |
(-)Gewinnzuschlag % | 25 | 186,20 | |
(=) Selbstkosten | 744,80 | 150% | |
(-) Handlungskostenzuschlag % | 50 | 248,27 | |
(=) Bezugspreis | 496,53 | ||
(-) Bezugskosten | 6,53 | ||
(=) Bareinkaufspreis | 490,00 | 98% | |
(+) Lieferskonto % | 2 | 10,00 | |
(=) Zieleinkaufspreis | 500,00 | 80% | |
(+) Lieferrabatt % | 20 | 125,00 | |
(=) Listeneinkaufspreis | 625,00 | 100% | |
(+) Umsatzsteuer % | 19 | 118,75 | |
(=) Leisteneinkaufspreis | 743,75 |
Wichtig bei der Rückwärtskalkulation ist die Festlegung der Basis, daher erfolgt bei einigen Positionen eine "Im-Hundert-Rechnung", die Basis weicht von 100% ab. Wenn die Basis 100% ist, erfolgt die Rechnung "Vom-Hundert".
In diesem Kalkulationschema werden alle möglichen Positionen gezeigt. Positionen, die ein Unternehmen nicht benötigt entfallen dann.
Das Ergebnis der Kalkulation ist, dass der Einkauf zu 743,75 Euro erfolgen muss. Niedrigere Einkaufspreise erhöhen die Gewinnmarge, höhere Einkaufspreise gehen zu Lasten der Gewinnmarge.
Anmerkungen:
Die Rabatte und Skonti wurden aufgrund der bestehenden Lieferantenverträge ermittelt. Die Steuerbeträge richten sich an den gesetzlichen Vorgaben.
Vom Bruttoverkaufspreis bis zum Bezugspreis kann das Unternehmen selbst gestalten. Vom Bezugspreis bis zum Listeneinkaufspreis werden vom Verkäufer gestaltet.
Bezüglich dem Lieferantenrabatt und dem Lieferskonti sowie den Bezugskosten, kann das Unternehmen entweder auf bestehende Lieferantenverträge oder auf Erfahrungswerte zurückgreifen.
Vorwärtskalkulation
Ist der Einkaufspreis fest vorgegeben vom Verkäufer, ist die Rückwärtskalkulation nicht möglich. Hier erfolgt dann die Kalkulation des Verkaufspreises durch eine Vorwärtskalkulation.
Ausgangspunkt ist der Einkaufspreis nach Abzug von Skonto und Rabatt.
Schema für Vorwärtskalkulation
Im Beispiel beträgt der Verkaufspreis vom Verkäufer 230 Euro.
Listeneinkaufspreis | 230,00 | |
./. Liefererrabatt % | 20 | 46,00 |
(=) Zieleinkaufspreis | 184,00 | |
./. Liefererskonto % | 2 | 3,68 |
(=) Einkaufspreis des Händlers | 180,32 | |
(+) Bezugskosten | 18 | 18,00 |
(=) Bezugspreis | 198,32 | |
(+) Handlungskosten % | 35 | 69,41 |
(=) Selbstkosten | 267,73 | |
(+) Gewinnzuschlag % | 10 | 26,77 |
(=) Verkaufspreis netto | 294,51 | |
(+) Umsatzsteuer | 19 | 55,96 |
(=) Verkaufspreis brutto | 350,46 |
Mittels einer EXEL-Tabelle können Sie somit die Verkaufspreise kalkulieren.